Ich war nie der Typ, der sich exzessiv um seinen Körper gekümmert hat. Klar, ich war jetzt auch nicht komplett unsportlich, aber sagen wir mal so: Das Leben hatte andere Prioritäten. Bier mit Freunden, Zigaretten zur Entspannung, und wenn’s mal schnell gehen musste, eben die Tiefkühlpizza statt der Quinoa-Bowl. Ich war damit völlig im Reinen – bis zwei Dinge gleichzeitig passierten: Ich wurde Vater. Und ich näherte mich langsam aber sicher der 40.
Und plötzlich passierte etwas Merkwürdiges.
Ich begann, Dinge zu tun, die ich früher maximal milde belächelt hätte. Ich fing an, regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen. Drei Mal die Woche. Ohne Druck, aber mit einer fast schon erschreckenden Konsequenz. Ich hörte auf zu rauchen. Trinke kaum noch Alkohol. Und ich achte auf meine Ernährung. Nicht fanatisch, aber bewusst. Es ist also nicht so, dass ich jetzt mit Hafermilch und Brokkoli schlafe – aber ich weiß plötzlich, was in meinem Essen drin ist.
Die große Frage, die dabei immer wieder in meinem Kopf herumschwirrt: Mache ich das, weil ich Vater geworden bin – oder bin ich einfach mitten in einer ziemlich gut getarnten Midlife-Crisis?
Vielleicht ist es eine Mischung aus beidem.
Da ist dieses kleine Wesen, das plötzlich da ist. Dieses Kind, das einen mit großen Augen anschaut, als wärst du die coolste, stärkste und wichtigste Person auf der ganzen Welt. Und ganz ehrlich – man will einfach da sein. Nicht nur irgendwie, sondern richtig. Gesund, wach, aktiv. Ich will mein Kind nicht nur aufwachsen sehen, ich will mitwachsen. Ich will mit ihm toben, rennen, klettern, Fahrrad fahren. Ich will Energie haben. Und ich will ein gutes Vorbild sein.
Aber gleichzeitig steht da auch die 40 vor der Tür – diese magische Zahl, bei der man sich unweigerlich fragt: „War’s das jetzt? Oder kommt da noch was?“ Vielleicht ist das mit der Midlife-Crisis auch gar nicht so klischeehaft, wie man denkt. Vielleicht ist es einfach dieser Moment im Leben, in dem man realisiert: Ich bin kein unzerstörbarer Zwanziger mehr. Und wenn ich nicht jetzt anfange, etwas zu ändern, wann dann?
Also schwinge ich mich ins Fitnessstudio. Nicht, um Muskeln für den Strand aufzubauen – sondern um den Rücken zu stärken, der plötzlich nach jedem Wochenende im Garten meckert. Ich achte auf meine Ernährung – nicht, weil ich unbedingt abnehmen will, sondern weil ich merke, dass ich mich einfach besser fühle. Und ich verzichte auf Alkohol, weil ich am nächsten Tag lieber fit mit meinem Kind auf dem Spielplatz bin, als mit Kater auf der Couch zu liegen.
Und weißt du was? Es fühlt sich gut an. Nicht fanatisch, nicht missionarisch, sondern einfach ehrlich. Ich bin kein anderer Mensch geworden. Ich esse auch mal eine Pizza, trinke ein Bier oder lasse das Training ausfallen. Aber ich tue all das bewusster. Weil ich weiß, warum ich es mache. Und für wen.
Also – ist das jetzt gesunder Lebensstil oder Midlife-Crisis? Ganz ehrlich: Mir egal. Wenn das hier meine persönliche Krise ist, dann ist es die beste, die ich je hatte.
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