Grillen ist mehr als nur Essen zubereiten. Es ist ein Ritual. Eine Lebenseinstellung. Eine Kunstform, die tief in den Genen vieler Väter verankert ist. Doch wie bei jeder großen Kunst gibt es verschiedene Schulen – und genau hier beginnt das Drama.
Kaum ein Thema spaltet die Männerwelt so sehr wie die Wahl des richtigen Grills. Es gibt eingefleischte Kohle-Fanatiker, die behaupten, dass echtes Grillen nur mit glühenden Briketts und einer gehörigen Portion Rauch funktioniert. Dann gibt es die Gas-Fraktion, die auf Bequemlichkeit, Temperaturkontrolle und ein sauberes Grillvergnügen schwört. Elektrogriller, die auf dem Balkon zwischen Wäscheständer und Blumenkasten ihr Würstchen brutzeln, existieren zwar auch – aber ehrlich gesagt, die werden in dieser Debatte meistens überhört. Und dann gibt es die Pellet-Griller, die mit modernster Technik auf niedriger Temperatur smoken und langsam, aber sicher das beste Fleisch liefern – während die anderen Fraktionen sie als Grill-Nerds oder „technologieabhängige Weicheier“ belächeln.
Es ist ein Kampf, der nie enden wird. Ein Krieg, der an jedem Sommerabend in deutschen Gärten und auf Terrassen ausgetragen wird. Und wenn du denkst, es ginge dabei nur um Essen, dann hast du noch nie zwei Männer über Kohle gegen Gas streiten hören.
Für Kohle-Griller ist das Entzünden der Holzkohle fast schon eine heilige Zeremonie. Das Anzündkamin-Ritual, das sanfte Pusten, das geduldige Warten auf die perfekte Glut – das ist für sie der Inbegriff von echtem Grillen. Gas? Das ist doch Kochen mit Deckel, aber kein Grillen! Ohne Rauch, ohne das Knistern der Holzkohle, ohne schwarze Hände und den Kampf mit dem Wind kann es für sie kein echtes BBQ sein. Dass es eine halbe Stunde dauert, bis man überhaupt loslegen kann? Geschenkt. Dass man hinterher aussieht wie ein Kohlenarbeiter? Nebensache. Dass eine plötzliche Windböe das mühsam aufgebaute Feuer ins Chaos stürzt? Gehört dazu.
Die Gas-Fraktion sieht das völlig anders. Ein Knopfdruck, eine Flamme, zehn Minuten später ist das Ding heiß – fertig. Kein Warten, kein Rumfuchteln mit Anzündwürfeln, keine verrußten Hände. Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht? Gasgriller schwören auf exakte Temperatursteuerung, planbares Grillvergnügen und die Tatsache, dass sie als Erste mit dem Essen fertig sind. Natürlich wird ihnen von Kohle-Fans vorgeworfen, dass sie keinen echten Grillgeschmack hinbekommen. Aber mit Aromaboxen und Räucherchips lässt sich auch hier nachhelfen – zumindest solange man nicht neben einem überzeugten Kohle-Griller steht, der ohnehin alles unter „Grill-Simulation“ abtun würde.
Und dann gibt es noch die Elektro-Griller. Die Underdogs der Szene. Grillen ohne Feuer, ohne Glut, ohne Rauch – kann das wirklich als Grillen durchgehen? Die Antwort darauf hängt stark davon ab, ob man in einer Großstadtwohnung mit strengem Mietvertrag lebt oder nicht. Denn während Elektro-Grillen für viele einfach nur eine Notlösung ist, haben sich einige ganz gut mit ihrem Schicksal arrangiert. Klar, es knistert nichts, das Fleisch wird eher gleichmäßig gebraten als gegrillt, und die Magie eines echten BBQ-Abends will nicht so recht aufkommen – aber immerhin ruft kein Nachbar das Ordnungsamt wegen Rauchbelästigung.
Und dann gibt es uns Pellet-Griller. Die Feingeister, die Perfektionisten, die Wissenschaftler unter den Grillern. Während sich Kohle- und Gas-Fans über Tradition und Bequemlichkeit streiten, lehnen wir uns zurück und lassen die Technik für uns arbeiten. Langsame, präzise Temperatursteuerung, sanftes Räuchern, stundenlanges Smoken – das ist unsere Welt. Ein richtig gutes Steak bei 110 Grad über sechs Stunden perfekt gegart, bis es so zart ist, dass es fast von selbst zerfällt. Und doch begegnet man uns oft mit Skepsis. Kohle-Griller werfen uns vor, dass wir zu sehr auf Technik vertrauen, Gas-Griller wundern sich, warum wir uns so viel Zeit nehmen. Aber wenn sie dann das erste Mal in unser butterzartes Fleisch beißen, werden sie still.
Es gibt eine goldene Regel beim Grillen: Jeder hält seinen Grill für den besten. Und genau deswegen gibt es immer wieder Diskussionen darüber, was nun wirklich das Maß aller Dinge ist. Ich erinnere mich an einen Abend mit ein paar Freunden, an dem diese Debatte so richtig Fahrt aufgenommen hat. Der eine kam mit seinem Gasgrill und grinste mich an: „In zehn Minuten sind meine Steaks fertig. Wetten, du bist noch am Holzchips sortieren?“ Der Kohle-Griller verdrehte die Augen, baute in stoischer Ruhe seine Feuerstelle auf und hielt eine kurze Ansprache darüber, warum Gas ein Verbrechen am guten Geschmack sei.
Ich sagte nichts. Ich stellte einfach meinen Pelletgrill auf, ließ ihn leise anlaufen und legte mein Fleisch in den Smoker. Während die anderen hektisch ihre Flammen bändigten und Temperaturen justierten, hing mein Steak in perfektem Rauch, nahm Stunde für Stunde das Aroma auf, wurde langsam, aber sicher zu einem Meisterwerk. Nach sechs Stunden war es soweit. Ich nahm das butterzarte Stück Fleisch vom Grill, legte es auf den Tisch, schnitt es an und wartete. Ein erster Bissen, dann ein zweiter. Es wurde still. Dann hörte ich ein leises „Okay, verdammt, das ist wirklich gut…“
Der ewige Grillkrieg wird nie enden. Kohlegriller werden weiterhin auf ihrem rauchigen Ritual beharren, Gasgriller auf Effizienz und Elektrogriller darauf, dass sie wenigstens keinen Ärger mit dem Vermieter bekommen. Und dann gibt es uns Pellet-Griller, die sich zurücklehnen, den perfekten Rauchgeschmack genießen und wissen, dass das Beste manchmal ein bisschen Zeit braucht.
Aber egal, auf welcher Seite man steht – am Ende zählt nur eins: das Fleisch. Solange es saftig ist, das Bier kalt und die Stimmung gut, hat jeder Grill seine Daseinsberechtigung. Und wenn sich mal wieder eine hitzige Diskussion um die „beste Grillmethode“ entwickelt, bleibt nur eine sinnvolle Antwort: Einfach ruhig bleiben, das beste Stück Fleisch auf den Teller legen – und genießen. Denn am Ende zählt nicht, womit du grillst, sondern was auf deinem Teller landet. Und das kann, wenn man es richtig macht, einfach nur großartig sein.
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