Wenn das Kind krank ist – Von Fieber, Kuschelterror und plötzlichen Energieschüben

von | März 9, 2025 | Nachwuchs | 0 Kommentare

Es beginnt wie so viele Dinge im Elternleben – ganz harmlos. Vielleicht isst das Kind ein bisschen weniger als sonst. Vielleicht ist es etwas kuscheliger als üblich. Vielleicht denkt man sich noch: „Ach, der braucht heute einfach ein bisschen mehr Nähe.“ Und dann, keine zwei Stunden später, liegt da ein glühendes Bündel Mensch auf deiner Brust, mit fiebrig roten Wangen, halb schlafend, halb jammernd, während du mit einer Mischung aus Mitleid und Panik auf das Thermometer starrst, das dir die bittere Wahrheit entgegenleuchtet: 39 Grad.

Ab diesem Moment ändert sich alles. Plötzlich bist du kein Vater mehr, sondern Krankenpfleger, menschliches Kissen, Animateur und wandelnde Wärmflasche in Personalunion. Dein Tagesplan? Vergiss ihn. Dein Rücken? Bereits ruiniert, weil ein fieberndes Kleinkind scheinbar ausschließlich auf dir liegen kann. Jedes Anzeichen, dass du dich auch nur ein paar Zentimeter entfernst, wird mit empörtem Protest quittiert. Es ist, als hätte dein Kind einen eingebauten Bewegungssensor, der jede Veränderung deiner Position gnadenlos registriert. Die Blase drückt? Pech gehabt. Deine Arme schlafen ein? Interessiert niemanden.

Und dann, gerade wenn du dich mit der Situation abgefunden hast, geschieht das Unfassbare: der plötzliche Energieschub. Eben noch war dein Kind eine schlaffe, fiebrige Wärmflasche, jetzt rennt es mit Karacho durch die Wohnung, will spielen, nach draußen, vielleicht sogar Fahrrad fahren. Du stehst fassungslos daneben, das Fieberthermometer immer noch in der Hand, während dein kranker Nachwuchs plötzlich so tut, als wäre nichts gewesen. „Moment mal, ich dachte, du bist todkrank?!“ möchtest du rufen, aber es ist zu spät. Er ist bereits auf dem Weg zur Haustür, seine Schuhe holend, während du selbst aussiehst wie jemand, der eine Woche durchgemacht hat.

Aber es ist nicht vorbei. Nach genau 17 Minuten voller Aktivität kommt der nächste Moduswechsel. Ohne Vorwarnung kippt die Stimmung, und dein Kind mutiert von einem energiegeladenen Duracell-Hasen zurück zur kleinen, leidenden Fiebergestalt, die plötzlich nichts mehr will außer bei Papa zu sein. Und genau in dem Moment, in dem du denkst „Okay, jetzt wieder Ruhephase“, wirst du vor eine der größten Herausforderungen gestellt: Medizin verabreichen.

Niemand spricht darüber, aber Medikamente in ein krankes Kleinkind zu bekommen, ist eine Mischung aus Psychologie, Verhandlungsgeschick und militärischer Taktik. Ein Erwachsener mit Fieber würde einfach eine Tablette nehmen, sich ins Bett legen und jammern. Ein Kleinkind? Vergiss es. Sobald es die Medizinflasche nur sieht, hast du ein Problem. Die ersten Versuche laufen meist nach dem Motto: „Guck mal, das schmeckt lecker, fast wie Saft!“ – ein Satz, der mit misstrauischem Blick und energischem Kopfschütteln beantwortet wird. Spätestens nach dem ersten Tropfen im Mund folgen dann wahlweise panisches Würgen, hysterisches Kreischen oder eine beeindruckende Spuckattacke, die dich zwingt, von vorne zu beginnen.

Irgendwann schaffst du es dann doch, mit einer Mischung aus Ablenkung, Bestechung und leichtem Körperkontakt, den Saft ins Kind zu bekommen. Und kaum ist das geschafft, kommt der finale Höhepunkt dieses wahnsinnigen Kreislaufs: Du wirst selbst krank.

Natürlich war es nur eine Frage der Zeit. Nach Tagen des Dauerkuschelns mit einem fiebrigen, hustenden, schniefenden Kind hat es dich erwischt. Der Kopf dröhnt, der Hals kratzt, du fühlst dich wie von einem LKW überfahren. Doch anders als dein Nachwuchs bekommst du kein Mitleid. Während du röchelnd auf der Couch liegst, wird dein eigenes Leiden gnadenlos ignoriert. „Ach komm, du bist doch nicht richtig krank!“, tönt es aus der Ecke. Deine Partnerin hat inzwischen genug mit dem wieder genesenen Kind zu tun, das jetzt mit voller Energie den Bewegungsdrang der letzten Tage nachholt. Während du dich leise selbst bemitleidest, hörst du dein Kind rufen: „Papa, komm, spielen!“ Und du weißt: Du hast keine Wahl.

Denn am Ende zählt nicht, wie krank du dich fühlst. Am Ende zählt nur, dass dein Kind wieder auf den Beinen ist – und dass du hoffentlich irgendwann schlafen darfst. Vielleicht. Irgendwann.

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